04 Jan

Bessere Chancen für Behinderte.

Ein Zeitungsbericht der Badischen Zeitung von Holger Schindler.

Die Betriebe in der Region Freiburg werden angesichts des angespannten Arbeitsmarkts offener für Menschen mit Handicap.       

SCHALLSTADT/FREIBURG. “Wir sind sehr froh, dass wir uns dazu entschlossen haben, Frau Albert eine Anstellung zu geben”, sagt Mario Haselwander, Geschäftsführer beim mittelständischen Industriebetrieb Volz-Tapes in Schallstadt. Petra Albert ist gehörlos und damit schwerbehindert. Seit September hat sie einen Job in der Produktion bei Volz. “Wir waren händeringend auf der Suche nach Personal, da haben wir es gewagt, uns erstmals mit der Beschäftigung Schwerbehinderter zu befassen”, so Haselwander.

Je knapper das Angebot an Arbeitskräften wird, desto eher sind Betriebe bereit, auch unkonventionelle Wege bei der Personalsuche zu gehen – und etwa auch Schwerbehinderte zu rekrutieren. “Dieser Effekt lässt sich in der Tat beobachten”, sagt Birgit Dinse vom Bildungsträger BBQ in Freiburg. Sie hat sich in den vergangenen Monaten gemeinsam mit ihren Kollegen im Rahmen des vom Jobcenter geförderten Projekts “Arbeit inklusive” dafür eingesetzt, schwerbehinderte Menschen ohne Anstellung einen regulären Job zu verschaffen.

Petra Albert, die aus Freiburg stammt, in Ehrenkirchen wohnt und nun trotz Gehörlosigkeit bei Volz in Schallstadt arbeitet, ist eine von mehreren Erfolgsgeschichten des Projekts. “Uns wurde von verschiedener Seite dringend abgeraten, Schwerbehinderte einzustellen, vor allem wegen des Kündigungsschutzes”, berichtet Mario Haselwander. “Man hat ja das Gefühl, dass man aus der Geschichte kaum wieder rauskommt, falls es schief läuft – also macht man lieber von vornherein einen Bogen um das Thema.”Doch weil die Firma dringend zusätzliche Mitarbeiter brauchte und BBQ zum rechten Zeitpunkt mit Volz in Kontakt trat, bekam Petra Albert dann doch eine Chance bei den Klebetechnik-Spezialisten in Schallstadt, wo rund 50 Menschen tätig sind.

Petra Albert, die in Stegen die Gehörlosenschule besucht, dann eine Ausbildung im Druckbereich angefangen hat und später längere Zeit beim Postdienstleister Arriva im Einsatz war, kam zum Probearbeiten – und eroberte die Herzen ihrer Chefs und Kollegen im Sturm.

“Sie passt super ins Team, hat eine schnelle Auffassungsgabe und ist sehr motiviert”, sagt Haselwander. Petra Albert gibt beim Termin vor Ort mit Hilfe einer Gebärdendolmetscherin zu verstehen, dass sie gern die Volz-Klebeprodukte bearbeitet und verpackt. Der Lärm in der Produktionshalle lasse sie ohnehin kalt. Ihr direkter Vorgesetzter, Produktionsleiter Kevin Andres, kommuniziert meist per WhatsApp mit seiner neuen Mitarbeiterin. “Das klappt super”, sagt er. Ist doch mal ein Gebärdendolmetscher nötig, etwa bei Gruppenschulungen, gibt es Förderung vom Jobcenter. “Ich kann anderen Arbeitgebern nur raten, das auch zu testen”, so Mario Haselwander.

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